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Was ist Hepatitis D (HDV)?
Die Leber ist ein wichtiges Organ des menschlichen Körpers und sichert lebenswichtige Funktionen wie Verdauung, Entgiftung, Speicherung von Vitaminen, Stoffwechsel und Immunität. Sie ist mit fast allen Körperfunktionen verbunden und kann das Angriffsziel verschiedener Krankheitserreger sein, u. a. des Hepatitis-D-Virus.
Hepatitis D (HDV) tritt nur in Verbindung mit Hepatitis B (HBV) auf
Das Hepatitis-D-Virus (HDV) oder Delta-Virus ist ein unvollständiges Ribonukleinsäure-Virus d. h. es benötigt das Vorhandensein eines anderen Virus (in diesem Fall des Hepatitis-B-Virus, HBV), um sich aus dessen Bausteinen eine Hülle bauen zu können. Nur mit dieser gelingt dem Virus das Befallen von neuen Hepatozyten. Das HDV scheint sich ausschließlich in der Leber zu vermehren. Aufgrund seiner Abhängigkeit von HBV kann das HDV nur bei Vorliegen einer Infektion mit dem HBV übertragen werden.
Entweder erfolgt die Infektion mit HBV und HDV gleichzeitig (Simultaninfektion), oder die Person ist zum Zeitpunkt der HDV-Infektion bereits chronisch an Hepatitis B (HBV) erkrankt (Superinfektion). Die genauen Interaktionsmechanismen zwischen den beiden Viren sind noch nicht vollständig geklärt.
Superinfektion oder Simultaninfektion?
Simultaninfektion:
Akute Hepatitis als häufige Folgeerkrankung.
Die Simultaninfektion HBV/HDV kann eine akute Hepatitis hervorrufen. Da das HDV ein unvollständiges Virus ist, kann eine Infektion mit HDV nur dann eintreten, wenn das HBV die Leberzellen schon ebenfalls infiziert hat.
Das komplexe Spiel zwischen den beiden Viren bewirkt, dass das klinische Bild der Simultaninfektion HBV/HDV zu einer mäßigen bis schweren, in seltenen Fällen auch fulminant schnell verlaufenden Hepatitis führen kann. Die Ansteckungszeit der Hepatitis D (HDV) ist abhängig von der Intensität der HBV-Koinfektion im Körper, welche die Ansteckungszeit der Hepatitis B (HBV) ebenfalls bestimmt. Die Entwicklung zu einer chronischen Hepatitis D (HDV) erfolgt sehr selten.
Superinfektion:
Chronischer Verlauf fast unvermeidlich
Das klinische Bild einer Superinfektion ist wechselhaft, sie verursacht jedoch eine akute Hepatitis mit einer relativ kurzen Ansteckungszeit.
In diesem Fall kann die Infektion mit HDV eine chronische Hepatitis-B verstärken, so dass eine „neue“ Hepatitis als eine schnell verlaufende Leberentzündung auftritt. Ohne Behandlung wird bei einer Superinfektion in bis zu 90 % der Fälle die Entwicklung einer chronischen Hepatitis D (HDV) beobachtet. In seltenen Fällen ruft die Superinfektion mit dem HDV eine mäßige Hepatitis hervor.
Nach aktuellem Forschungsstand sind ca. 12 Millionen Menschen weltweit mit HDV infiziert. Das sind 5% der HBV-Infizierten. Die HDV-Infektion kann zu einer akuten oder chronischen Hepatitis D (HDV) führen. Die chronische Infektion mit HBV/HDV zeichnet sich im Vergleich zu einer Einfachinfektion mit HBV durch einen schnelleren Verlauf, eine erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Leberzirrhose und ein verdreifachtes Risiko für die Entwicklung von Leberkrebs (hepatozellulären Karzinoms) aus.
Weltweite Verbreitung
Nach Angaben der WHO gibt es Regionen, in denen das Vorkommen des HDV-Virus besonders häufig beobachtet wird: Afrika (Zentral- und Westafrika), Asien (Zentral- und Nordasien sowie Vietnam, Mongolei, Pakistan, Japan, Taiwan, China), Pazifikinseln (Kiribati, Nauru), Mittlerer Osten (alle Länder), Osteuropa (östlicher Mittelmeerraum, Türkei), Südamerika (Amazonasbecken) und Grönland. Allerdings sind die weltweiten Schätzungen und geographischen Informationen unvollständig, da in zahlreichen Ländern nicht auf HDV getestet wird.
Quellen
Physiology, Liver. Kalra A, Tuma F. [Updated 2018 Dec 18]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2020 Jan-.
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Stockdale AJ, Kreuels B, Henrion MYR, Giorgi E, Kyomuhangi I, de Martel C, Hutin Y, Geretti AM. The global prevalence of hepatitis D virus infection: Systematic review and meta-analysis. J Hepatol. 2020 Sep;73(3):523-532
https://www.who.int/fr/news-room/fact-sheets/detail/hepatitis-d Stand 09/03/2020
Wichtige Stationen von der Diagnose bis hin zur Therapie
Es ist schwierig, die Symptome einer akuten viralen Hepatitis D von einer anderen Form der akuten Hepatitis zu unterscheiden.
Falls Sie nicht gegen Hepatitis B (HBV) geimpft sind und dem Risiko ausgesetzt sind, sich mit dem HBV (Hepatitis-B-Virus) oder dem HDV (Hepatitis-D-Virus) zu infizieren, wenden Sie sich an Ihren Arzt, um abzuklären, ob Sie sich tatsächlich mit HBV oder HDV angesteckt haben.
Sollten Sie sich wissentlich akut mit Hepatitis B (HBV) angesteckt haben, besteht die Möglichkeit einer Postexpositionsprophylaxe, die innerhalb von 48h eingeleitet werden muss.
Um herauszufinden, ob Sie sich mit dem HBV oder HDV angesteckt haben, wird Ihr Blut in einem Labor untersucht.
Bestätigt sich eine HBV-Infektion, sollte die Testung auf Hepatitis-Delta unmittelbar erfolgen.
Zudem sollten Sie eine Überweisung zu einem Leberspezialisten (Hepato-Gastroenterologen) erhalten.
Dabei handelt es sich um medizinische Spezialisten für Erkrankungen der Leber, die Sie im Krankenhaus oder in einer Arztpraxis untersuchen werden.
Bei Patienten mit einer HBV-Infektion sollte generell ein HDV-Test durchgeführt werden. Im Krankenhaus können weitere leberspezifische Tests durchgeführt werden.
Basierend auf den Ergebnissen der zusätzlichen Tests wird Ihr Hepatologe Ihnen, unterstützt von einem multidisziplinären medizinischen Team, eine geeignete HBV-/HDV-Behandlung empfehlen.
Abhängig von der Art der verordneten Behandlung erhalten Sie diese direkt im Krankenhaus oder Sie können die Medikamente in einer Apotheke besorgen.
Es ist wichtig, Ihre Medikamente wie verordnet einzunehmen und die Gebrauchsanweisung sorgfältig durchzulesen.
Ihr Hepatologe wird die Wirksamkeit der Behandlung sowie den Verlauf Ihrer Erkrankung überwachen, um etwaige Anzeichen einer Verschlimmerung oder Komplikationen frühzeitig zu erkennen.
Sie sind nicht allein! Es ist sehr wichtig, jemanden zu haben, mit dem Sie sprechen können. Das kann ein Freund, eine Freundin oder ein Familienmitglied sein. Auch eine Patientenorganisation kann eine hilfreiche Anlaufstelle sein.